Der Trip ⭐⭐,5

Veröffentlicht am 28. Februar 2025 um 17:13

Buchinformationen

Titel: Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Autor:
Arno Strobel

Verlag:
Fischer Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 352
Preis: 16,99€
Genre: Psychothriller
Erscheinungsdatum: 30.08.2023 
ISBN: 978-3-596-70802-4


Der Morgen kommt und tut so, als sei alles in Ordnung.


Klappentext

Seit zwei Jahren wartest du auf ein Lebenszeichen von deinem Bruder. Sein Wohnmobil-Trip sollte unvergesslich werden. Aber seither keine Spur von ihm. Bis die Morde geschehen …

Evelyn Jancke ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, seit ihr Bruder Fabian zwei Jahre zuvor auf einem Wohnmobil-Trip spurlos verschwand. Es gibt kein Lebenszeichen von ihm, die Ermittlungen wurden eingestellt.

Allein ihre Arbeit als forensische Psychologin hält Evelyn aufrecht, vor allem, als die Oldenburger Polizei um ihre Mithilfe bei einer Mordserie bittet. Im norddeutschen Raum tötet ein Unbekannter scheinbar wahllos Menschen auf Campingplätzen. Er kommt immer nachts und verschwindet unerkannt wieder. Bis es einen Zeugen gibt. Und daraufhin ein Phantombild. 

Evelyn traut ihren Augen nicht, als sie es sieht. Und fasst einen verzweifelten Entschluss, der sie alles kosten könnte …

 

Quelle: "Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand." online kaufen


Kurzmeinung

Der Trip hatte so viel Potenzial, konnte mich aber leider nicht packen. Der Klappentext versprach eine fesselnde, düstere Geschichte, doch die Umsetzung blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Obwohl der Schreibstil angenehm und die Kapitel kurz und flüssig zu lesen waren, fehlte mir die Spannung, die einen echten Psychothriller ausmacht. Die Charaktere blieben distanziert, die Wendungen vorhersehbar, und die Auflösung war eher ernüchternd als schockierend. Ein Thriller, der sich schnell lesen lässt, aber nicht lange im Gedächtnis bleibt.


Wie fand ich das Buch? (Achtung, dieser Abschnitt kann Spoiler beinhalten!)

Cover & Klappentext:

Das Cover von Der Trip greift eine düstere Atmosphäre perfekt auf. Zentral steht das Wohnmobil, das auf einer abgelegenen Straße in eine dunkle, ungewisse Zukunft fährt – oder bereits beobachtet wird. Die Farbgebung mit dunklen Tönen und rot-orangefarbenen Akzenten verstärkt das Gefühl von Gefahr und Bedrohung. Besonders packend ist der Blick durch das Zielfernrohr – ein subtiler Hinweis darauf, dass jemand beobachtet, verfolgt oder sogar gejagt wird. Die Darstellung des Titels in Rot unterstreicht die bedrohliche Stimmung und macht das Buchcover insgesamt zu einem echten Blickfang.
Der Klappentext verspricht eine spannende Mischung aus persönlichem Drama und nervenaufreibendem Thriller. Evelyn Jancke, deren Bruder vor zwei Jahren verschwand, wird durch eine Mordserie erneut mit seiner möglichen Spur konfrontiert. Die Idee, dass ein Serienmörder scheinbar willkürlich Camper tötet, ist fesselnd und sorgt für eine unheilvolle Grundspannung. Besonders der Moment, in dem Evelyn das Phantombild sieht und sich ihr Leben schlagartig verändert, klingt nach einem starken Wendepunkt in der Geschichte.
Die Grundidee ist definitiv reizvoll und birgt Potenzial für eine spannende, düstere Story. Doch ob die Umsetzung hält, was der Klappentext verspricht, ist eine andere Frage.

👉 Erwartungshaltung:

Ein atmosphärischer, psychologischer Thriller mit einer fesselnden Mordserie und einer Protagonistin, die nicht nur als Ermittlerin, sondern auch persönlich betroffen ist. Ideal für Leser, die gerne miträtseln und düstere Spannung mögen.

Handlung & Spannung

Die Grundidee des Thrillers klang vielversprechend, doch leider konnte die Umsetzung nicht überzeugen. Die Wendungen blieben vorhersehbar und konnten mich nicht überraschen. Es fehlten echte Schockmomente, und insgesamt wirkte die Story eher generisch als fesselnd. Das Tempo war durch die kurzen Kapitel zwar recht hoch, doch richtige Spannung kam nie auf. Den Suchtfaktor? - Suche ich noch vergeblich. Selbst der finale Twist konnte keine Begeisterung auslösen – die Auflösung war schlichtweg ernüchternd.

Setting & Atmosphäre

Die Atmosphäre hätte bedrückend und mitreißend sein können, doch leider blieb das Setting eher blass. Es gab keine richtige Bedrohlichkeit oder ein Gefühl der Isolation, das einem unter die Haut geht. Auch das allgemeine Ambiente wirkte hier wenig ausgeprägt, sodass man sich zwar in die Umgebung hineinversetzen konnte, jedoch nicht dieses typisch "beklemmende" Gefühl wie normalerweise bei Thrillern bekam.

Charaktere & Beziehungen

Die Protagonistin war für mich in Ordnung, aber auch nicht mehr. Ich konnte keine emotionale Verbindung zu ihr aufbauen, was es schwer machte, mit ihr mitzufiebern. Die übrigen Charaktere waren leider zu 99% absolut unsympathisch – was per se nicht schlimm wäre, wenn sie zumindest interessant oder facettenreich gewesen wären. So blieben sie für mich aber einfach nur distanziert und egal. Dadurch habe ich mich auch nicht wirklich für deren Schicksal interessiert, was bei einem Thriller schon sehr wichtig wäre. Denn alleine darunter leidet dann auch die Spannung sehr.

Schreibstil & Struktur

Ein Lichtblick war der gewohnt flüssige Schreibstil von Arno Strobel. Die kurzen Kapitel sorgten für ein gewisses Grundtempo, das den Lesefluss angenehm machte. Doch auch die beste Struktur kann nicht über eine wenig packende Handlung hinwegtrösten. Die Dialoge wirkten manchmal etwas holzschnittartig, was die Authentizität der Figuren nicht gerade unterstützte.

Psychologie & Intensität

Der Thriller versucht, durch Einblicke in die Gedankenwelt des Täters eine gewisse psychologische Tiefe zu erzeugen, bleibt dabei aber leider oberflächlich. Bereits im Prolog wird eine Szene aus der Kindheit des Täters angedeutet, die vermutlich als Erklärung für sein Verhalten dienen soll. Doch dieser Rückblick bleibt vage und liefert kaum wirklich greifbare Motive oder eine tiefere Auseinandersetzung mit seiner Psyche.

Zwischendurch gibt es Kapitel aus der Sicht des Täters, die verdeutlichen sollen, dass er die Menschen als feige betrachtet, weil sie einfach wegsehen, wenn etwas passiert. Eine durchaus interessante Idee – doch leider wurde sie nur schwach umgesetzt. Die Begründung seines Handelns wirkt nicht überzeugend genug, um ihn als faszinierenden, komplexen Antagonisten darzustellen. Vielmehr bleibt er eindimensional und seine Motivation scheint eher konstruiert als wirklich tiefgründig.

Dadurch verliert der Thriller an Intensität und psychologischer Raffinesse. Statt echter Beklemmung oder Gänsehaut bleiben die Taten des Killers emotional distanziert, sodass kaum ein nachhaltiger Eindruck entsteht. Gerade in einem Psychothriller wäre es wichtig gewesen, sich stärker mit den inneren Abgründen des Täters auseinanderzusetzen – hier wurde die Chance leider vertan und alles in Bezug auf den Täter, seine Motive und die Auflösung ziemlich schnell abgespeist.

Logik & Nachvollziehbarkeit

Zwar wirkten die Ermittlungen einigermaßen schlüssig und das Ende war auch nicht komplett an den Haaren herbeigezogen, dennoch war es in meinen Augen nicht wirklich das Wahre. Es fehlte an einem glaubwürdigen Spannungsaufbau, und die finale Enthüllung fühlte sich zu konstruiert an. Hier hätte ich mir mehr Raffinesse gewünscht. Stattdessen hatte ich am Ende ein Gefühl von "Ich will das Buch schnell fertig bekommen und nicht mehr daran weiterschreiben. Also "klatschen" wir das Ende einfach mal so hin."


Fazit

Der Trip von Arno Strobel bietet eine solide Grundidee, die viel Potenzial gehabt hätte, doch leider nicht vollständig ausgeschöpft wurde. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und angenehm zu lesen, und die kurzen Kapitel sorgen für ein hohes Tempo. Doch genau hier liegt das Problem: Trotz des schnellen Erzählrhythmus fehlt es an echter Spannung. Die Handlung bleibt vorhersehbar, die Wendungen reißen nicht mit, und die Atmosphäre bleibt blass.

Ein weiteres Manko sind die Charaktere. Während die Protagonistin noch einigermaßen nachvollziehbar agiert, bleibt sie dennoch distanziert – eine tiefere emotionale Verbindung konnte ich nicht aufbauen und fand sie auch lediglich "Okay". Die Nebenfiguren sind überwiegend unsympathisch und teilweise so stereotyp gezeichnet, dass sie keinen echten Eindruck hinterlassen. Das macht es schwer, wirklich mitzufiebern oder sich um ihr Schicksal zu sorgen, was für einen Thriller essenziell wäre.

Besonders enttäuschend war dann die Auflösung: Anstatt mit einem überraschenden Twist zu überzeugen, bleibt das Ende ernüchternd und wenig einfallsreich. Die Geschichte fühlt sich letztlich eher wie ein solider, aber austauschbarer Thriller an, der nicht lange im Gedächtnis bleibt.

Für Leser, die einen leichten Thriller für zwischendurch suchen und nicht allzu viel Tiefgang erwarten, mag Der Trip eine nette Unterhaltung sein. Wer allerdings auf packende Wendungen, intensive Charaktere und eine fesselnde Atmosphäre hofft, wird hier vermutlich enttäuscht.

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